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Als ich angefangen habe, zu Hause zu brauen, gab es noch keine Geräte, kein Internet, keine Einkaufsmöglichkeiten für Hobbybrauer. Die Rohstoffe habe ich mir von lokalen Brauereien zusammengebettelt, und dann stand ich Stunden an meinem Einkochtopf, habe gerührt und mich bemüht, die richtige Einstellung für die notwendige Temperatur zu finden. Das war mühsam und nicht immer richtig erfolgreich.

Inzwischen gibt es etliche Anbieter im Internet, bei denen man vom kleinsten Hilfsmittel bis zur kompletten Hausbrauerei alles kaufen kann. Wirklich alles! Manche Rohstoffe, speziell Hopfen, kaufe ich gerne beim Hobbybrauerbedarf. Die Auswahl ist gigantisch, und ich bekomme genau die Menge, die ich brauche.

Es gibt auch einige Foren, auf denen sich Hobbybrauer austauschen, Rezepte tauschen, sich Anregungen für neue Spezialitäten holen, und gebrauchte Geräte kaufen.

Bei den Braugeräten gibt es auch eine Auswahl, die Preise sind unterschiedlich. Enorm unterschiedlich. Hier möchte ich von meinen Erfahrungen berichten, Tipps geben, und wer Fragen hat - einfach eine mail schreiben.

Wohl das erste Gerät war der “Braumeister” von Speidel. Ihn gibt es in den Größen 10, 20 und 50 Liter. Speidel bietet auch größere Anlagen an, die nach dem gleichen Prinzip - nämlich mit einem Malzrohr - arbeiten. Die kommen für mich nicht in Betracht - für solche Mengen bevorzuge ich eine richtige Brauerei mit wesentlich besserer Ausbeute und professioneller Technik.

Das Methode Malzrohr verwenden alle Hobbybraugeräte. Bei Speidel wird die Maische - statt gerührt zu werden - von unten durch ein Rohr gepumpt, das unten und oben mit einem Sieb verschlossen ist. Die Siebe verhindern, dass Malzkörner in die Pumpe geraten und sie lahmlegen. Speidel hat sich dieses Verfahren patentieren lassen und sind damit die einzigen Anbieter mit dieser Technik. Die anderen Anbieter arbeiten auch mit einem Malzrohr, hier wird die Würze außerhalb des Malzrohrs nach oben gepumpt und dort wieder auf das Malz geleitet. Das hat einige Vorteile - der Treber bleibt schön locker, mit der richtigen Einstellung gelangt kein Sauerstoff in die Würze, und es können beliebige Malz - Wassermischungen angesetzt werden, also kleinere Sude oder stärkere Biere. Natürlich muss genügend Wasser im Kreislauf sein, und irgendwann ist das Malzrohr voll. Beim Braumeister ist dieser Spielraum sehr gering: es muss genug Wasser und Malz eingesetzt werden, dass das Wasser oben aus dem Malzrohr austreten kann. Speidel bietet ein verkürztes Malzrohr an um kleinere Mengen zu brauen - kostet natürlich extra. Der wichtigste Unterschied ist aber: beim Braumeister nimmt die vom Malzrohr überlaufende Würze erheblich Sauerstoff auf. Das ist beim Maischen sehr unerwünscht: der Sauerstoff wäscht einen strohigen Geschmack aus den Spelzen. Dazu kommt, dass hier das Malz mit den Spelzen richtiggehend ausgedrückt wird - es wird ja vom Wasser gegen das Sieb gepumpt. Bei Bieren mit Gerstenmalz macht sich das im Vergleich zu der Technik, das Wasser von oben und ohne Sauerstoffaufnahme zu führen, geschmacklich deutlich bemerkbar.

Ein weitere Vorteil, das Wasser so für leiten, ist die Möglichkeit, die Würze nach dem Kochen in das Gärgefäß pumpen zu können. So kann das Gärgefäß höherund weiter weg stehen und muss nicht nach dem Befüllen verräumt werden. Bei 50 Liter Ausschlagwürze mit ca. 90° C ist das von einer Person nur schwer zu schaffen. Speidel bietet ein Rohr an, das man am Ende des Sudprozesses in das Gerät steckt und ermöglicht, dass die interne Pumpe die heiße Würze aus dem Gefäß pumpt. Funktioniert nicht mit Doldenhopfen, arbeitet nach meiner Erfahrung unbefriedigend und kostet wieder extra.

Die meisten Geräte - nicht der Braumeister und nicht Brewtools - haben ein Schaurohr am Gerät. Da kann man zu jeder Zeit den Flüssigkeitsstand kontrollieren. Das ist vor allem beim Abläutern sehr hilfreich. Ich habe mir für den Braumeister und den Brewtools aus Mahagoni einen Peilstab gemacht, den ich neben dem Malzrohr in die Würze tauchen und so die Menge messen kann.

Bei allen Geräten wird das Malzrohr nach abgeschlossenem Maischprozess nach oben aus dem Gerät gehoben. Um es noch austropfen zu lassen, wird es in einer oder zwei Stellungen eingehängt. Beim Braumeister muss dazu ein Metallbügel eingeschoben werden - natürlich am Besten von einer zweiten Person. Bei den anderen Geräten wird das Malzrohr um ein paar Zentimeter gedreht und kann dann eingehängt werden. Viel praktischer.

Bei einer Sudgröße von ~ 50 Litern ist es sowieso ratsam, sich eine Motorwinde an der Decke anzubringen.

Alle Heimbraugeräte haben eine Steuerung, in die man die Temperaturen und Rastzeiten vorgeben und abarbeiten lassen kann. Es lassen sich mehrere Rezepte speichern. Die Oberliga der Geräte besitzt W-LAN, womit die Verwaltung der Rezepte sehr bequem über deinen Computer geschehen kann. Außerdem kann man mit diesen Geräten den Brauprozess auch aus der Ferne beobachten, also auf der Terrasse sitzen währen im Keller die Brauerei läuft. Diese Eigenschaft ist bei den verschiedenen Geräten unterschiedlich ausgereift, der Brewtools steckt da noch in den Kinderschuhen, beim Braumeister ist man mit dem Programmieren auch noch nicht fertig, bei Grainfather funktioniert das ganz prima, mit Brewmonk habe ich noch nicht selbst gearbeitet. Mit meinem BrewZilla übertrage ich das Monitorbild und die Warntöne mit einer billigen WebCam auf mein Tablet oder Händi. Der BrewZilla hat übrigens als einziges Gerät die Möglichkeit, Temperatur und Zeit zu verknüpfen - das ist genial, deswegen arbeite ich viel mit ihm. Ich kann also programmieren: heize von 45° auf 62° in 25 Minuten auf. Ideal für Sude, bei denen der Eiweißabbau intensiv sein muss.

Sehr sinnvoll ist auch, dass man bei allen Steuerungen - außer beim Braumeister - die Heizleistung für verschiedene Rezeptschritte einstellen kann. Sicher will man zu Beginn mit der ganzen Power aufheizen - bei allen Geräten 3300 Watt, beim Brewtools sogar 6000! Der braucht dafür natürlich zwei Stromkreise. Beim Maischen will man beim Aufheizen den amtlichen Wert von 1/2 Grad pro Minute nicht überschreiten. Dazu reduziert man für diesen Schritt die Leistung. Außer beim Braumeister - der bietet wie gesagt keine Leistungseinstellung an. Wenn man da mit dem verkürzten Malzrohr einen halben Sud machen will erden die Enzyme mit 3300 Watt gefoltert.

Ein wichtiger Aspekt ist die Reinigung und Pflege des Geräts. Brewtools und Speidel arbeiten mit Heizdraht - Rohren direkt im Gefäß. Die werden also von der Maische und der Würze umspült. Bei allen Heizflächen setzt sich etwas Material an, brennt sich ein. Beim Brewtools sind die Heizwendel stabil im Boden befestigt. Trotzdem ist es nicht einfach, sie rundum abzubürsten. Da empfiehlt es sich, nach einem Sud etwas Reinigungslauge im Gefäß wirken zu lassen, Danach lässt es sich gut reinigen. Beim Speidel ist das problematischer: die Heizelemente sind als Spiralen ausgeführt und nur am Anfang und am Ende am Boden befestigt. Dadurch sind sie sehr instabil, sehr schlecht zu erreichen, und auch nach einweichen mit Lauge nicht einfach zu reinigen. Bei den anderen Geräten ist die Heizung im Boden eingelassen. Auch da setzt sich Material an, aber bei meinem BrewZilla reicht es, einen Zentimeter Lauge im Gerät zu belassen,. Vor dem nächsten Sud kann ich das angebackene Material ganz einfach mit einem Teigschaber abheben. Das ist sehr gewandt! Und natürlich erleichtert es die gesamte Handhabe, wenn das Gerät nicht allzu schwer ist. Clean in Place, also Reinigung, bei der das Gerät am Platz belassen wird - ist bei einem Bodenauslauf auch möglich. Beim Gewicht liegt der Brewtools ganz vorne. Dazu kommt, dass die Bierleitung zum Umpumpen und zum Wärmetauscher außerhalb des Geräts mit TriClamp - Verbindungen ausgeführt werden. Die müssen alle gelöst und einzeln gereinigt werden. Der Brewtools hat auch den größten Platzbedarf.

Kommen wir zu den Preisen. Die Unterschiede sind enorm. Und sicher gibt es einen Zusammenhang zwischen Preis und Qualität. Der Speidel und der Brewtools sind sehr massiv und exzellent verarbeitet. Natürlich auch entsprechend schwer. In der Mittelklasse, Grainfather, ist ebenfalls sehr solide, aber etwas leichter. Mein BrewZilla ist schön leicht, dafür aber sehr empfindlich für Beulen. Mit Speidels Braumeister habe ich etliche hundert Sude gemacht und ihn auch viel durch die Gegend gefahren, um Braukurse beim Kunden zu machen. Das hat er klaglos mitgemacht - man sieht ihm das ein bisschen an, aber die Funktion ist nicht betroffen. Allerdings hat Hermes es geschafft, ihn beim Versenden trotz stabilster Verpackung zu verbeulen. Das führt beim Braumeister dazu, dass das Malzrohr nicht mehr dicht auf dem Boden sitzt - das muss dann sorgfältig repariert werden, sonst funktioniert er nicht mehr.

Derzeit liegen Brewtools und Braumeister bei ca. 3.500 € um mit dem Brauen beginnen zu können. Ganz unten bietet Brewly mit ca. 600 € die günstigste Komplettlösung. Etwas darüber liegen der BrewZilla und Brewmonk (ab ca. 800 €) in der Mitte Grainfather (ca. 1.800 €).

Natürlich gibt es immer wieder Sonderaktionen und mit Geschick kann man vielleicht noch etwas verhandeln. Gebraucht werden diese Geräte kaum angeboten.

Ich möchte mit diesem Vergleich darauf aufmerksam machen, worauf ihr achten müsst, wenn ihr als völlige Neulinge über die Anschaffung eines Braugeräts nachdenkt. Eine eindeutige Empfehlung lässt sich nur in Kenntnis der genauen Umstände geben. Am Besten besucht ihr einen Braukurs - dann bleiben keine Fragen offen

Bei Fragen: mail@brauerei-starkmeth.com